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Die Vorgeschichte und Einleitung zu unserer Tour durch die Schweiz findest du hier.
Den zweiten Teil auf dem Alpenpanoramaweg gibt es hier.

Tag 1: St Niklaus- Gruben

Ende August ging unsere Tour los. Am Vortag habe ich im Transa noch schnell die letzten Dinge geholt, der Rucksack war gepackt, die Anreise geplant und die Vorfreude als auch die Nervosität stiegen.

Mit der SBB geht es nach St Niklaus und von dort in einer kleinen Gondel auf den Berg. Das Wetter hat uns direkt mit einem der regenreichsten Wochenenden des Sommers begrüsst. Also Regensachen an und los gehts. Durch den Wald,, über Steinfelder und Bergwanderwege arbeiten wir uns den ersten Bergpass nach oben. Anfangs ist das Gewicht auf den Schultern noch ungewohnt, doch mit jedem Schritt wird es besser. Bedingt durch den Nebel ist die Sicht begrenzt und allgemein lädt das Wetter nicht zum verweilen ein. Wir machen zwischendrin also nur kurze Pausen und laufen weiter Richtung Gruben.

Dort angekommen gönnen wir uns erstmal ein Gemüseschnitzel mit Pommes (genug Kalorien haben wir tagsüber schliesslich verbrannt), checken dann den Wetterbericht, entscheiden daraufhin, dass die erste Nacht im Zelt noch warten muss und buchen uns ein Hostelzimmer.

Tag 2: Gruben – Meidpass – Oberems

Am nächsten Morgen werden wir vom Regen geweckt, auch heute wird kein trockener Tag werden. Unsere Klamotten sind über Nacht glücklicherweise einigermassen getrocknet und nach einem kurzen Frühstück machen wir uns auf den Weg, denn der Meidpass ruft.

Umso höher wir kommen, umso kälter wird es und bald wechselt der Regen zu Schnee. Ich bin froh über den Regenponcho, den ich noch im letzten Moment eingepackt habe, denn er gibt eine zusätzliche Schicht Wärme und Schutz gegen die Nässe. Der Schnee wird immer dichter, die Sicht immer schlechter und so langsam wird uns klar, das es wahrscheinlich sicherer ist, den Meidpass auszulassen da Wegweiser und Schilder im Schnee verschwinden und kein Weg erkennbar ist.

Nach einer kurzen Konsulation unserer Karte entscheiden wir uns für Oberems als neues Ziel und machen uns auf den Weg. Zuerst geht es über eine Forststrasse wieder aus dem gröbsten Schneegestöber raus bevor wir wieder in einen Waldweg einschlagen. Die Suche nach dem Weg gestaltet sich auch hier nicht einfach, aber nach einer Weile kommen wir in Oberems an. Zwischendrin begegnen wir auch noch einem Bauern, der im Nebel und Schneegestöber seine Kühe sucht. Hier zeigt sich, dass die Glocken nicht immer nur Deko sind sondern auch wirklich hilfreich sein können.

Da es nachts immer noch stark regnen soll und kalt ist, landen wir durch Zufall in der Berginsel und hätten keine bessere Unterkunft finden können. Obwohl wir unangekündigt vor der Tür stehen, werden wir mit einer Gastfreundlichkeit begrüsst, die ich so noch nie erlebt habe. Sogar selbstgemachten Kuchen gibt es am nächsten Morgen, den wir als Verpflegung mitbekommen.

Tag 3: Saint Luc – Zinal

Da wir uns nach der fehlgeschlagenen Passüberquerung immer noch im falschen Tal befinden, die Schneesituation aber immer noch keine sichere Passüberquerung zulässt, geht es mit Zug, Bus und Bergbahn nach Saint Luc, von wo wir uns Richtung Zinal auf den Weg machen. Das Wetter ist diesmal besser, weshalb wir immer wieder Pausen machen, um die Aussicht zu geniessen und unseren Schultern Erholung zu bieten. Nach einer Weile begleitet uns (sehr zu meinem Unwohl) eine Gewitterwolke, die jedoch glücklicherweise einfach nur vorbeizieht. Ein Gewitter in den Bergen ist nämlich eine meiner Horrorvorstellungen. Getreu dem Motto „what goes up must come down“ wechselt der Weg nach einem verhältnismässig einfachem und flachem Anstieg in einen steilen Abstieg. Auch wenn die Sicht weiterhin super ist, informieren uns unsere Beine lautstark darüber, dass wir in den letzten drei Tagen ordentlich Höhenmeter gesammelt haben. Jeder Schritt wird schwerer aber irgendwann haben wir es geschafft und gönnen uns ein Panache in Zinal bevor wir ein lauschiges Plätzchen für unsere erste Nacht im Zelt suchen.

Tag 4: Lac de Moiry – Villa – Les Hauderes

Tag 4 startet mit einem gemütlichen Frühstück, bevor wir wieder einen Teil des Weges schneebedingt überspringen und mit dem Bus zum Lac de Moiry fahren. Dort angekommen gibt es nochmal ein zweites Frühstück mit heisser Schoggi und Kaffee, dann werden die Rucksäcke geschultert und wir machen uns auf den Weg zum nächsten Pass der überquert werden möchte.

Auf dem Weg nach oben halten wir immer wieder an, um die unbeschreibliche Aussicht zu geniessen. Der See hat fast schon ein unnatürliches Blau und der erste Schnee lässt die Berge wie gepuderzuckert aussehen. Leider macht er aber auch den Weg wieder schwerer zu begehen und kaum sind wir auf der Passspitze angekommen, stecken wir komplett im Nebel. Aber jammern nützt nichts, deshalb machen wir uns vorsichtig an den Abstieg in der Hoffnung, dass sich der Nebel bald verzieht. Bald lassen wir auch die letzten Schneefelder hinter uns, machen nochmal eine kleine Snackpause und dann geht es an den langen Abstieg Richtung Les Hauderes. Kurz vor Les Hauderes sehen wir in Villa das Postauto, welches in die richtige Richtung fährt. Da die Erinnerung an den letzten, schmerzhaften Abstieg noch frisch ist und das restliche Stück des Weges nur auf Asphalt verläuft, steigen wir ein und fahren zum Campingplatz.

Tag 5: Les Hauderes – Arolla

Mit gerade mal ca 9 km ist Tag 5 fast schon ein Ruhetag. Wir verbringen einen entspannten Morgen in Les Hauderes, bevor wir uns Richtung Arolla auf den Weg machen. Immer entlang des Flusses überwinden wir Höhenmeter nach Höhenmeter, mal auf der einen Seite des Flusses, mal auf der anderen. Ungefähr zur Mittagszeit machen wir eine lange Pause direkt am Wasser, liegen im Gras und spielen Uno, bevor es auf das letzte Stück nach Arolla geht.

Dort angekommen bestellen wir uns erstmal jeweils einen grossen Eisbecher als Belohnung, schliesslich haben wir die letzten Tage einiges an Kilo- und Höhenmetern zurückgelegt und von Starkregen bis Sonne jedes Wetter erlebt.

Bevor wir unser Zelt auf dem höchsten Campingplatz Europas aufbauen ist es aber erstmal Zeit für eine grosse Entscheidung. Ab Arolla wären wir vier Tage auf einer Hochebene ohne Übernachtungsmöglichkeit unterwegs, da die Hütten coronabedingt geschlossen waren. Durch das inzwischen recht kalte Wetter müssten wir zu den täglichen ungefähr 20 Kilometern und 2000 Höhenmetern noch ca 1400 Höhenmeter zusätzlich zurücklegen, um nachts einigermassen annehmbare Temperaturen zu zelten zu haben.

Schweren Herzens entscheiden wir uns also, auf einen der anderen Fernwanderwege zu wechseln. Um trotzdem immerhin in der Nähe der Alpen zu bleiben, wird es der Alpenpanoramaweg. Anstatt sie also zu durchwandern werden wir die nächsten Tage die Alpen aus der Ferne bewundern.

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