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Die Vorgeschichte und Einleitung zu unserer Tour durch die Schweiz findest du hier.
Den ersten Teil auf dem Alpenpässeweg gibt es hier.

Tag 6 + 7: Vevey – Les Paccots

Nach der Anreise nach Vevey geniessen wir einen Ruhetag am Wasser, schwimmen im See und geben unseren Klamotten eine dringend benötigte Wäsche. Aus Wanderstöcken, Paracord und unserem Zelt bauen wir eine improvisierte Wäscheleine, auf der jeder Zentimeter ausgenutzt wird.

Nach einem Sonnenuntergangs-Abendessen wachen wir am nächsten Tag mit Seeblick auf und machen uns auf den Weg. Das wir jetzt „nur noch“ neben den Alpen statt in den Alpen unterwegs sind, heisst jedoch nicht, dass wir keine Höhenmeter mehr vor uns haben. Anstatt die Zahnradbahn zu nehmen, laufen wir den Anstieg nach Blonay und von dort nach Les Pleiades. Nach all dem Schnee und den kalten Temperaturen in den letzten Tagen ist jetzt die Hitze fast ein Schock für uns und macht das Laufen etwas anstrengender.

Am Lac de Jonc vorbei geht es weiter Richtung Les Paccots. Wir halten die Augen nach einem passenden Platz für unser Zelt offen, aber da wir nichts finden, ergattern wir glücklicherweise das letzte frei Zimmer im Ort. Nach ein paar Tagen auf der Campingmatte tut ein echtes Bett mal wieder gut.

Tag 8: Les Paccots – Molison – Gruyeres

Gut ausgeruht und durch das Hotelfrühstück gestärkt geht es wieder weiter, diesmal vorbei am Molison Richtung Gruyeres. Das erste Stück des Weges wechselt munter zwischen Strasse und Waldweg, dann finden wir uns jedoch auf Feld- und Bergwegen wieder. Am Molison angekommen, können wir es uns natürlich nicht nehmenlassen die Aussicht von oben zu geniessen und fahren mit der Bergbahn auf den Gipfel. Von hier können wir in alle Richtungen, den von uns schon zurückgelegten Weg und das nächste Stück des Alpenpanoramawegs sehen. Da sich inzwischen der „Hiker Hunger“ meldet gibt es jeweils noch eine Portion Pommes, bevor es mit der Gondel wieder zurück auf unseren Weg geht.

Nach einer Weile kommen wir in Gruyeres, dem Ziel des heutigen Tages, an. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben, erkunden wir das mittelalterliche Städtchen zu Fuss und bestellen uns ein Raclette zum Abendbrot. Schliesslich kann man nicht am Herkunftsort eines der bekanntesten Käse der Schweiz sein, ohne ihn zu geniessen.

Tag 9: Gruyeres – Jaun

Der Wanderweg führt direkt an unserem Campingplatz vorbei, dadurch starten wir am nächsten Morgen früh in den Tag. Schnell legen wir die ersten Kilometer zurück, bevor wir uns nach einer kurzen Schokoladen- und Snackpause in die Jaunbachschlucht begeben. Die kühle Umgebung ist angenehm und die Blicke spektakulär, leider zieht die Schlucht aber auch viele andere Wanderer an. Nachdem wir die letzten Tage viel auf einsamen Wegen unterwegs waren, ist das ziemlich ungewohnt und auf den engen Wegen zugegebenermassen teilweise auch nervig. Bald schon sind wir aber am Ende der Schlucht angelangt, legen dort eine Mittagspause ein, bevor es zuerst am See und dann am Fluss weiter Richtung Jaun geht. Dort kochen wir uns unser Abendessen, stellen dann das Zelt auf und werden nachts beinahe von einer Herde Kühe überrascht. Glücklicherweise geht aber alles nochmal gut.

Tag 10 + 11: Jaun – Schwarzsee

Am nächsten Morgen haben wir nur eine kurze Verschnaufspause, bevor es direkt wieder in einen steilen Anstieg geht. Dieser führt über mehrere Kuhweiden mit sehr neugierigen und jungen Bewohnern. Wir fühlen uns normalerweise beide auf der anderen Seite des Zaunes wohler, schaffen es aber ohne Zwischenfälle auf die anderen Seiten der Weiden.

Nach einem kurzen Stück auf einer Hochebene geht es wieder an den Abstieg. Wir queren die letzte Kuhweide des Tages, geniessen eine Käseplatte auf einer der Almen und laufen dann weiter Richtung Schwarzsee. Irgendwo auf dem Abstieg überqueren wir den Röstigraben (die Stelle, wo die Romandie in die Deutschschweiz übergeht) und sehen einen Salamander sowie andere kleine Waldbewohner.

Im Tal angekommen, stellen wir das Zelt auf, gehen eine Runde Schwimmen und entscheiden, dass es mal wieder Zeit für einen Ruhetag ist. Also schlafen wir am nächsten Tag in Ruhe aus, fahren in den Nachbarsort um unsere Essensvorräte aufzufüllen und geniessen den restlichen Tag am See.

Tag 12: Schwarzsee – Guggershorn

Frisch erholt starten wir am nächsten Tag Richtung Guggisberg. Der erste Teil des Tages geht durch einen kühlen Wald, bevor wir uns am Fusse des nächsten Anstiegs befinden. Während wir uns gerade mental darauf einstellen, in den inzwischen recht warmen Temperaturen den nächsten Anstieg zu bezwingen, fahren zwei Bauern mit ihrem Traktor an uns vorbei, halten an und bieten uns an, uns nach oben mitzunehmen. Natürlich sagen wir da nicht nein und suchen uns ein Platz auf ihrem Gefährt.

Oben angekommen bedanken wir uns bei ihnen, schlagen die Einladung zum Mittagessen dankend aus und auch den angebotenen Schnaps lehnen wir ab. Schliesslich ist es noch nicht mal Mittagszeit ;-). Da wir noch ein Stück von unserem heutigen Ziel, dem Guggershorn entfernt sind, geht es direkt weiter. Das letzte, inzwischen sehr kurze Stück des Anstiegs erledigen wir mit links und befinden uns dann auf einem sanftem Abstieg, bevor es wieder bergauf geht. Wir sind schliesslich in der Schweiz, lange, flache Strecken sind spärlich gesäht ;-).

Vor dem letzten Anstieg gibt es in Guggisberg für jeden von uns nochmal eine Portion Pommes, darauf hatte ich schon seit einigen Tagen wieder Lust. Dann geht es aufs Guggershorn, von wo wir den Sonnenuntergang geniessen.

Tag 13: Guggershorn – Rüeggisberg

Am nächsten Morgen sind wir wieder früh auf den Beinen um nach dem Sonnenuntergang auch den Sonnenaufgang auf dem Guggershorn zu erleben. Auch wenn sich die Sonne teilweise hinter den Wolken versteckt, hat sich das frühe Aufstehen gelohnt.

Nach einem ausgiebigen Frühstück schultern wir wieder unsere Rucksäcke und machen uns an den Abstieg. Der Rest des Tages verläuft zur Abwechslung relativ flach, jedoch leider auch viel auf Asphalt was in unseren für die Alpenpässe gedachten, festen Wanderschuhe nicht immer unbedingt angenehm ist. Aber jammern hilft nichts, viel mehr hilft die Kuchenpause in einem der Dörfer auf dem Weg, während der sich unsere Füsse kurz ausruhen können.

Inzwischen bin ich recht k.o. und merke die vielen Kilo- und Höhenmeter der letzten Tage. Auch die Tatsache, dass ich mir am Abend zuvor blöd die kleine Zehe angeschlagen habe und jetzt jeder Schritt schmerzhaft ist, trägt nicht zu meiner Laune bei. Jedoch ist es der vorletzte Tag und ich beisse noch einmal die Zähne zusammen. Kurz bevor wir in Rüeggisberg ankommen, gibt es nochmal (wie sollte es anders sein) einen kleinen Anstieg und dann haben wir das Ziel des Tages erreicht.

Da wir die letzte Nacht der Tour in unserem Zelt und nicht in einem Hotel verbringen wollen, nehmen wir den Bus nach Elbschen. Dort stellen wir das Zelt auf einem Bauernhof auf und bereiten uns ein letztes, ausgiebiges Abendessen zu. Ich habe schliesslich den typischen Anfängerfehler gemacht, viel zu viel Essen einzupacken und könnte mit meinem übrigen Vorrat noch einige Tage länger unterwegs sein.

Elbschen- Thun

Nachdem dieser Tag mir am Anfang unserer Tour noch ewig entfern vorkam, gingen die zwei Wochen doch schneller rum als gedacht und schon ist der letzte Tag der Tour angebrochen.

Nachdem wir das letzte Mal all unsere sieben Sachen und das Zelt verstaut haben ändern wir spontan nochmal unser Ziel des Tages und dadurch auch der Tour. Anstatt nach Münsingen beschliessen wir nach Thun zu laufen.

Der letzte Tag beinhaltet nochmal viel Asphaltwege, hat aber auch ab und an Stücke, die auf Feldwegen oder im Wald verlaufen. Auf einem der Waldstücke werden wir auf einmal von einer Gruppe Schweizer Soldaten auf Fahrrädern überholt, die dort eine Orientierungsübung durchführen. Bald treffen wir auch auf ihren Sammelpunkt und haben rechte Mühe, all ihre Angebote an Wasser und Snacks abzulehnen.

Auf dem nächsten Stück treffen wir immer wieder auf weitere Soldatengruppen auf ihren Velos bevor wir den Thunersee und damit unser Ziel das erste Mal aus der Ferne entdecken. Das letzte Stück auf Asphalt zieht sich gefühlt ewig aber dann haben wir das Ortsschild erreicht. Von hier ist es nicht mehr weit in die Innenstadt, wo wir uns am Wasser unserer Wanderschuhe entledigen und zum ersten Mal so richtig unsere wunderbaren Tanlines wahrnehmen, die leider nicht wie gedacht einfach nur Staub waren.

Zur Feier des Tages und der Tour geniessen wir nochmal ein richtig leckeres Essen direkt am Fluss und dann geht es auch schon wieder zurück nach Hause.

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