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Schneelandschaft

44 Kilometer über mehrere Etappen verteilt war ich den Sommer über auf dem Schwyzer Höhenweg unterwegs. Von Küssnacht ging es auf die Rigi, nach Goldau, über den Wildspitz zum Sattel und von da zum Mythen. Die letzten 18 Kilometer führen von Holzegg, wo ich die letzte Etappe abgeschlossen habe, nach Einsiedeln. Anfang November habe ich mich wieder auf den Weg nach Brunni gemacht, um sie in Angriff zu nehmen. Frei nach dem Motto „Adventure starts, when plans end“, wurde es am Ende eine komplett andere aber trotzdem wunderschöne Winterwanderung.

Während ich die ersten Etappen des Höhenwegs im Hochsommer gelaufen bin und Brunni auf der letzten Etappe bei wunderbarer Herbststimmung verlassen habe, werde ich jetzt von einer leichten Schneeschicht im Tal begrüsst. Als ich in Brunni aus dem Bus aussteige, ziehe ich mich deshalb erstmal warm an und mache mich dann auf den Weg zur kleinen Gondel, die mich auf die Holzegg bringt.

Ich habe zwar mit Schnee auf der Etappe gerechnet – nachdem ich die Wanderung durch eine Erkältung und eine Unwetterwarnung mehrmals verschieben musste, ist es inzwischen Anfang November. Als ich auf der Holzegg aus der Gondel steige, ist er aber doch tiefer als gedacht.

Mir macht das aber nichts, denn ich bin gerne im Schnee unterwegs und habe das Knirschen unter den Füssen im Sommer vermisst. Ich bin auch nicht die erste, die den Weg nach dem Schneefall nimmt und kann somit anfangs der vorgelaufenen Spur folgen.
Rechts und links komme ich an Schleppliften vorbei. Die scheinen nur darauf zu warten, dass es endlich genug Schnee gibt um Skifahrer und Snowboarder auf den Berg zu bringen.

Schneelandschaft
Schneebedeckte Bäume

Bald lasse ich das Skigebiet hinter mir und treffe auf dem Weg auf die ersten Skitourengänger. Die beiden werden an dem Tag nicht die einzigen bleiben. Einige Tourengänger nutzen den ersten Schnee, um für anstrengendere Touren im Winter zu trainieren. Mit meinen (undichten) Wanderschuhen bin ich als Wanderer am Ende sogar in der Unterzahl, auch wenn ich noch der ein oder anderen Person in Wanderschuhen begegne.

Ich folge weiter dem Weg, verpasse – vermutlich durch den Schnee verdeckt – eine Abzweigung und laufe zu weit in die falsche Richtung. Ein Blick auf die Karte zeigt mir jedoch, dass ich kurz darauf über einen Querweg wieder auf meine Route kommen sollte.

Den finde ich kurz darauf und hier beginnt der Spass richtig. Während ich bis jetzt grösstenteils auf einem breiten Weg mit von Autos plattgefahrem Schnee unterwegs war, geht es jetzt über Schneefelder.

Schneelandschaft
Schneelandschaft

Durch wadentiefen Schnee steige ich über eine Skipiste auf, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Dabei werde ich von den nächsten Skitourengängern begleitet.
Der Blick ins schneebedeckte Tal war bis jetzt schon schön, aber oben angekommen bin ich erstmal sprachlos. Vor mir sehe ich den schneebedeckten Mythen, Bäume, die ein wunderbares Schneekleid tragen und um mich herum (fast) unberührten Schnee. Obwohl ich schon immer ein Winterkind war und den ersten Schnee nie abwarten kann, merke ich jetzt erst, wie sehr ich die weisse Pracht vermisst habe. Auf dem Grat entlang stapfe ich weiter durch den Schnee und halte immer wieder an, um die Aussicht zu geniessen.

Bald zeigt mir ein Wegweiser, dass ich wieder auf meiner ursprünglichen Route bin und ich laufe weiter, bis ich ein Gipfelkreuz erreiche. Hier stöber ich erstmal im Gipfelbuch, denn ich freue mich immer, von anderen zu lesen, die vor mir auf dem Gipfel angekommen sind.

Schneelandschaft
Schuhe im Schnee

Zu lange verweile ich aber nicht, meine nassen Socken sorgen für kalte Füsse und die werden nur durch Bewegung wieder warm. Während ich bis jetzt bergauf laufen musste, geht es nun bergab.

Das bringt mein inneres Kind zum Vorschein und ich hüpfe und schlittere über die unberührten Schneefelder. Gibt es etwas, das mehr Spass macht als durch frischen Schnee zu hüpfen? Manchmal bin ich zu stürmisch und lande auf meinem Hintern (die nächsten Tage finde ich immer wieder blaue Flecken), aber meiner guten Laune tut das keinen Abbruch. Zu lange habe ich auf den Schnee gewartet und geniesse meine erste Winterwanderung jetzt ausführlich.

Der Abstieg bringt mich nach Furggelen. Durch den Schnee bin ich langsamer unterwegs als geplant und meinen Berechnungen nach würde ich erst im Dunkeln in Einsiedeln ankommen.
Obwohl ich meine Stirnlampe im Rucksack habe und im Notfall für eine Wanderung im Dunkeln ausgerüstet wäre, entscheide ich, die Gelegenheit zu nutzen und statt nach Einsiedeln nach Brunni zurück zu wandern.

Schneelandschaft
Schneelandschaft

Anstatt auf die Zeit zu schauen und hetzen zu müssen, kann ich dadurch weiter durch den Schnee schlittern und meine Umgebung und die Wanderung geniessen. Trotz nassen und kalten Füssen lasse ich mir Zeit beim Abstieg. Nach einer Weile auf Wiesen bzw. Schneefeldern komme ich wieder in den Wald, wo der Schnee alle Hinweise verdeckt. Da vor mir auch noch niemand die gleiche Strecke gelaufen ist, komme ich immer wieder vom Weg ab, finde aber meist schnell wieder zurück. Teilweise sehe ich auch die mögliche einfachere Option erst, nachdem ich mich über komplizierte Wege gekämpft habe. Den meisten Spass habe ich aber sowieso immer, wenn ich kraxeln, klettern oder eigene Wege finden muss. Meine eh schon gute Laune wird dadurch also immer besser.

Nach einer Weile Wegsuche im Wald erreiche ich eine Strasse, die mich bis ins Tal zurück bringt. Dort angekommen, verzehre ich im Wartehäuschen an der Bushaltestelle endlich meinen Proviant. Während der Wanderung haben meine kalten Füsse dafür gesorgt, dass ich nicht länger als nötig stehen bleiben wollte und die Pause während der Wanderung deshalb einfach habe ausfallen lassen.
Kurz darauf kommt auch schon der nächste Bus und ich kann mich auf dem Heimweg wieder aufwärmen.

Fazit:

Den meisten Spass habe ich an Kraxeleien, ungeplanten und spontanen Aktionen und im Schnee. Die Winterwanderung am Mythen als Kombination aus all dem war also „right up my alley“ wie der Engländer sagen würde und hat ein breites Grinsen auf mein Gesicht gezaubert. Nach den schönen Blicken auf der vierten Etappe des Schwyzer Höhenweg habe ich wieder mit tollen Ausblicken gerechnet. Der Schnee hat aber dafür gesorgt, dass ich mich an der Natur um mich herum gar nicht satt sehen konnte.

Meine Vorfreude auf den Winter ist auf alle Fälle geweckt und ich kann es gar nicht abwarten, wieder in den Schnee zu kommen.

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